Hospizgruppe Oberes Elztal

» Geschichte der Hospizbewegung »

Der ursprüngliche Gedanke der „Beherbergung“ wurde im 19. Jahrhundert wiederaufgegriffen. Schon 1842 gründete Madame Jeanne Garnier in Lyon (Frankreich) ein Hospiz, das sich speziell der Pflege Sterbender widmete. 1879 öffneten die irischen Schwestern der Nächstenliebe das Our Lady's Hospice for the Care of the Dying in Dublin. Es gab weitere Hospize, die als Vorläufer zu der Gründung in Sydenham gelten können. Mitte des 19. Jahrhunderts stellte Mary Akinhead ihr eigenes Haus in Dublin als erstes Hospiz zur Verfügung. Sie gründete einen Nonnenorden, der "Irish Sisters of Charity" (Irische Schwestern der Barmherzigkeit). Eine der Aufgaben, die sie ihnen gab, war die Pflege und Sorge sterbender Menschen. Mary Akinhead war es auch, die für dieses spezielle Pflegeheim den Namen "Hospiz" fand. Sie fand diesen Namen sehr passend, da Hospize einen Ort darstellen sollten, wo Menschen alles finden konnten, was sie für ihre letzte Pilgerreise in diesem Leben brauchten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts eröffneten einige ihrer Schwestern ein ähnliches Haus in London, das "St. Josephs Hospice". Gleichzeitig wurden zwei weitere Hospize eröffnet, wovon das eine von anglikanischen Nonnen und das andere von der Methodistischen Westlondoner Mission geführt wurde.
Während sich diese Entwicklung in Europa ausbreitete, erkannte man auch in Amerika die Notwendigkeit dieser speziellen Pflegeheime. Rose Hawthorne gründete einen Orden von Dominikanerinnen, die sich der Pflege unheilbar kranker Menschen widmeten. Ihr erstes Hospiz eröffnete sie 1899 in New York. Noch sechs weitere Hospize entstanden, als sich dieser Orden weiter ausbreitete.
Eine Gruppe New Yorker Sozialarbeiterinnen gründete in den 50er Jahren die Gesellschaft "Cancer Care Inc.", die Menschen halfen, die zu Hause sterben wollten.
Doch damit war der Hospizgedanke noch nicht in seiner vollen Blüte, denn zwei weitere Entwicklungen in den 50er Jahren brachten den nötigen Schwung.
Die erste Entwicklung war die Errichtung der "Marie-Curie-Stiftung", die daranging, die Folgen bösartiger Krankheiten zu bekämpfen. Aus den Berichten dieser Stiftung ging die Notwendigkeit dieser Hospize hervor.
Die zweite Entwicklung in den 50er Jahren wurde durch David Tasma angestoßen. Er war ein polnischer Jude, Anfang Vierzig, der unheilbar an Krebs erkrankt war. Das Schicksal dieses Patienten berührte die Krankenschwester Cicily Saunders, die auf einer überfüllten Station in einem Londoner Krankenhaus arbeitete, zutiefst. Beide kamen sich in vielen Gesprächen näher und entwickelten die Vision von einem Ort für Sterbende, an dem Menschen wie er besser leben und versorgt werden könnten. Einen Ort, an dem Sterbende nicht nur medizinisch betreut werden, sondern wo man sich auch um ihre persönlichen Bedürfnisse kümmert. Als David Tasma 1948 starb, hinterließ er Cicily Saunders sein kleines Vermögen, mit der Bitte, einen solchen Ort zu schaffen. "Ich will ein Fenster sein in ihrem Heim", so Tasma. Als nächstes absolvierte Cicily Saunders eine Ausbildung als Sozialarbeiterin und studierte Medizin. Danach arbeitete sie als Amtsärztin im St. Josephs Hospiz. Sie arbeitete dort mit der Überzeugung, dass sterbende keine Schmerzen mehr haben sollten und machte sich daran, dies zu beweisen. Sie entwickelte ein System für die Pflege unheilbar kranker Menschen.
Knapp 20 Jahre später konnte sie ihren Traum verwirklichen und gründete 1967 das "St. Christopher`s Hospice" in London. Das Hospiz sollte ganz auf die Bedürfnisse Sterbender und deren Angehörigen ausgerichtet sein. Hier halfen die Erfahrungen aus ganz Europa und Amerika, die zusammengefasst wurden.
1971 rief die Ärztin Sylvia Lack in New Haven die "Hospice Inc." Ins Leben, worauf sich diese Dienstleistung in den USA in Windeseile ausbreitete. Überall wurden Hospize und Hospizstationen gegründet.
Inzwischen bestehen weltweit über 2000 solcher Einrichtungen für Sterbende, davon allein 1700 in den USA. In Deutschland konnte sich die Hospizidee nur schwer durchsetzen. Vor allem von Seite der katholischen Kirche wurde befürchtet, dass hier Stätten des organisierten Sterbens oder gar der Euthanasie geschaffen wurden. 1985 gründete sich in Deutschland der "Christopherus Hospiz Verein", die älteste Hospizinitiative Deutschlands. Zu dieser Zeit war die Finanzierung in keiner Weise gesichert. Von einem kleinen Büro, das der Caritasverband zur Verfügung stellte, wurden ehrenamtliche Helfer zu Einsätzen geschickt. Zwei Jahre später wurde die erste Mitarbeiterin, eine Sozialpädagogin, eingestellt. Bald wurde der Hospizverein als notwendiges Glied in der Krankenversorgung akzeptiert.
1991 begann eine Schwester ihre Arbeit beim Christopherus Hospiz Verein. Sie wurde für drei Monate nach Schottland in ein Lehrhospiz geschickt, da es in Deutschland noch keine entsprechende Ausbildung gab. Inzwischen hat sich die Hospizidee auch in Deutschland durchgesetzt. Spenden, Stiftungen und Sponsoren sind heute die wichtigsten Geldquellen der Hospize.

 

» Quellen

» Wikipedia

» Sterben - eine Zeit des Lebens
Handbuch der Hospizbewegung
Helmuth Beutel / Daniela Tausch

» Würdig leben bis zum letzten Augenblick
Gustava Everding/Angelika Westrich

» Sterbenden Freund sein
Richard Lamerton

» Sterbenden nahe sein
Daniela Tausch

» Betreuung von Sterbenden
Barney G. Glaser

» Begleitung lindert Leiden
Heike Goebel

» Sterben, Tod, Trauer
Stephanie Reuter